BAZON BROCK

LUSTMARSCH DURCHS THEORIEGELÄNDE / ÄSTHETIK EINER SCHWEREN ENTDEUTSCHUNG

17. November – 26. November 2006

Vom Sorgenkind zum Wundergreis. Bazon Brock zieht Bilanz zum 70sten und sammelt Grabbeigaben für seine Generation

Im Rahmen des 70. Geburtstages von Bazon Brock entstand ein "Lustmarsch durchs Theoriegelände" an zehn verschiedenen Orten und Institutionen.
Jede Ausstellung besteht aus den nachfolgend skizzierten zehn Topologien, mit denen Bazon Brock sich 50 Jahre lang in Literatur, Theater, Ästhetik, Film, Fernsehen, Hörfunk, Action Teaching und Ausstellungen beschäftigt hat. Diese Resultate werden in einem Theoriegelände positioniert. Auf rund 300 qm wird das Theoriefeld wie ein Englischer Garten mit zehn Themeninseln geboten. Bei kleinteiligeren Ausstellungsräumen sind entsprechende Variationen der Aufbauten vorgesehen. Auch ist vorgesehen, für jeden der zehn Ausstellungsorte eines der zehn Themen besonders hervorzuheben und mit einer Performance zu begleiten. Die Zuordnung von Themen zu Ausstellungsorten folgt der Arbeitsbiographie von Bazon Brock; ihr folgt auch die Auswahl der Institute, denn Brock arbeitete sowohl in Museen, Kunsthallen, Kunstvereinen als auch in Forschungszentren, Hochschulen und Galerien.

Dieser Arbeitsbiographie entsprechend wird an jedem Ausstellungsort der jeweiligen Stadt ein Thema in besonderer Weise zugeordnet und durch ein spezifisches Gefäß repräsentiert (Brock als Behälterwissenschaftler).

03.03. - 14.03. 06
Karlsruhe, ZKM: Die Normative Kraft des Kontrafaktischen | Karfreitagsphilosophie | Der Faschist als Demokrat

25.03. - 05.04.06
Frankfurt, Schirn Kunsthalle: - Fininvest | Gott und Müll

26.04. - 06.05.06
Köln, Museum Ludwig: Musealisierung als Zivilisationsstrategie | Avantgarde - Arrièregarde - Retrograde

14.05. - 25.05.06
Hannover, Kestnergesellschaft: Selbstfesselungskünstler gegen Selbstverwirklichungsbohème | Professionalisierung der Betrachter, Patienten, Wähler, Konsumenten

02.06. - 13.06.06
Wuppertal, Von der Heydt-Museum: Leben als Baustelle | Schönheit des Häßlichen | Scheitern als Form

23.06. - 02.07.06
Graz, Neue Galerie: Rettungskomplett | Gorgonisiert Euch! | Revolution des Ja

15.07. - 26.07.06
München, Haus der Kunst: Uchronie | Extratemporale Zonen | Ewigkeitsmanagement

31.08. - 10.09.06
Berlin, Contemporary Fine Arts: Eine schwere Entdeutschung | Widerruf des 20. Jahrhunderts

19.09. - 29.09.06
Leipzig, Museum der bildenden Künste: Pathosinstitut AZ - Opferolympiaden

07.10. - 18.10.06
Pfaeffikon/Zürich, Perforum: Verbotener Ernstfall - Gottsucherbanden | Kultur und Strategie

16.11. - 26.11.06
Hamburg, Sammlung Falckenberg: Kunst als Evidenzkritik | Erkenntnisstiftung durch kognitive Objekte/Fakes


Kunst als Evidenzkritik - Erkenntnisstiftung durch kognitive Fakes

Werbung für Produkte, Propaganda für Parteien oder Kirchen zielen darauf ab, dem Adressaten eine eigene Augenscheinbestätigung für eine Behauptung nahezulegen. Seit 600 Jahren sind die bildenden Künstler darauf spezialisiert, den Augenschein zu problematisieren, also behauptete Evidenz zu kritisieren &endash; aber nicht nach dem Muster der religiösen Bilderverbote, sondern als Darstellung des Undarstellbaren, also als Bilder des Bilderverbots. Nur das Falsche ist als das erkannte Falsche noch wahr &endash; Nichtnormative Ästhetik der Fakes: Sie sind Artefakte, die bewusst signalisieren, dass sie hässlich, fragmentarisch, beliebig etc. sind und sich denknotwendig an den Begriffen Schönheit, Wahrheit und Ganzheit orientieren.