PAUL THEK

WERKSCHAU IM KONTEXT ZEITGENÖSSISCHER KUNST

31. May – 15. October 2008

Nach fast einjähriger Bauzeit werden die neu gestalteten und wesentlich vergrößerten Räume der Sammlung Falckenberg am 30. Mai 2008 eröffnet. Die Sammlung bespielt nun den gesamten Gebäudekomplex entlang der Wilstorfer Straße auf dem Gelände der Phoenixwerke in Hamburg-Harburg. Das Gebäude wurde von Roger Bundschuh/Bundschuh Architekten, Berlin, vollständig umgebaut, sodass jetzt fünf Etagen und ca. 6200 qm der Sammlung Falckenberg zur Verfügung stehen. Ausgehend von den unterschiedlichen Nutzungsanforderungen wie Sammlungspräsentation, Sonderausstellungen, offenen und geschlossenen Lagerräumen hat Roger Bundschuh ein Raumkonzept entworfen, indem die unterschiedlich genutzten Flächen gleichberechtigt nebeneinander stehen und ein System bilden. Dessen Zentrum ist der große kaskadenartige Treppenraum, der die fünf Geschosse miteinander verbindet.

Die neuen Räume machen es möglich, große Installationen zu präsentieren. Die Werke von John Bock, Jonathan Meese und Thomas Hirschhorn werden in eigens dafür konzipierten Bereichen aufgebaut. Hinzu kommen eine Re-Installationen von John Kesslers „The Palace at 4 A.M.", Anna Oppermanns „Problemlösungsauftrag an Künstler (Raumprobleme)" und erstmalig in Hamburg ein Aufbau der Arbeit „High Security and Isolation Cell" von Gregor Schneider.

Zeitgleich zur Eröffnung der neuen Räume wird die Sonderausstellung Paul Thek. Werkschau im Kontext zeitgenössischer Kunst eröffnet. Diese wurde in Zusammenarbeit mit dem ZKM von Roland Groenenboom, freier Kurator, Gregor Jansen, ZKM / Museum für Neue Kunst und Harald Falckenberg, Sammlung Falckenberg Hamburg, unter besonderer Beteiligung von Axel Heil und Margrit Brehm kuratiert.

Mit Arbeiten von Paul Thek und Franz Ackermann, Kai Althoff / Robert Elfgen, Cosima von Bonin, Björn Dahlem, Sebastian Hammwöhner / Dani Jakob / Gabriel Vormstein, Rachel Harrison, Axel Heil / John Isaacs, Thomas Hirschhorn, Andreas Hofer, Mike Kelley, Jon Kessler, Martin Kippenberger, Jonathan Meese, John Miller, William Pope.L, Gregor Schneider sowie einem Sonderbeiträgen von Peter Hujar und Edwin Klein.

Der amerikanische Künstler Paul Thek (1933-1988) genießt unter den zeitgenössischen Künstlern Kultstatus. Durch sein spannungsreiches Œuvre, in dem er Themen und Symbole aus Religion, Kunst, Theater und Literatur aufgreift, nimmt sein Werk bis heute bedeutenden Einfluss auf die Gegenwartskunst. Zeichnung, Malerei, Skulptur, Installation und raumgreifende Environments gehören gleichermaßen zu Theks Ausdrucksmitteln.

Seine Kunstwerke zeigen sich mystisch, religiös und kritisch sozialen Ungerechtigkeiten wie auch der Kunstwelt gegenüber, wobei er mitunter widersprüchlich zwischen nomadisíerendem Hippietum und verklärendem Charismatiker pendelt, aber auch nicht selten eine Portion Melancholie und Humor in seine Werke mit hinein spielt.

Die Auswahl der zeitgenössischen, jüngeren Künstler folgt nicht formalen Gesichtspunkten, sondern ergibt sich aus verwandter Haltung und Einstellung zum künstlerischen Schaffen. Thek hat mit seinen „Environments" erste Beispiele von Ausstellungskunst geliefert; er war mit seiner „Artist's Co-op" Vorreiter für Gruppenarbeit als soziale Praxis von Künstlern; auf ihn schließlich geht der Begriff „Work in Progress" als eine sich ohne Abschluss immer fortentwickelnde Arbeit am Kunstwerk zurück. Der Kunstbetrieb hat Thek nach großen Erfolgen - immerhin zwei Teilnahmen auf der Documenta (1968 und 1972) - fast vergessen, in den Köpfen der Künstler lebte er als „Artist's Artist" weiter. Paul Thek und die Folgen. Die Ausstellung versucht, die Zusammenhänge deutlich zu machen.

Die Ausstellung wurde vom 15.12.2007 - 30.03.2008 im ZKM, Karlsruhe und im vom 5.2. - 20.4. im Museo Reina Sofia, Madrid gezeigt.

Ein ca. 500 Seiten umfassender Sammelband „Paul Thek - Artist's Artist", hrsg. von Harald Falckenberg und Peter Weibel, erscheint Anfang 2009.
Als Sonderausgabe zur Ausstellung ist das informative Buch „Paul Thek. Tales the Tortoise Taught Us" von Margrit Brehm, Axel Heil und Roberto Ohrt erschienen.