NO DESASTER
SAMMLUNG HAUBROK BEI FALCKENBERG
08. Dezember 2012 – 24. Februar 2013
Die Berliner Sammlung von Barbara und Axel Haubrok gehört zu den führenden Sammlungen der Gegenwartskunst in Deutschland. Sie ist wie keine andere Sammlung konsequent auf internationale zeitgenössische Konzeptkunst und dementsprechend auf multimediale Kunst, insbesondere Video, Fotografie und Installation, ausgerichtet.
Ab dem Jahresende zeigen die Deichtorhallen Hamburg in der Sammlung Falckenberg einen repräsentativen Querschnitt von Werken aus der Sammlung Haubrok. Die Einladung an Privatsammler, ihre Werke in Hamburg zu präsentieren, ist inzwischen schon zur Tradition geworden. Besonders in den Räumen der Sammlung Falckenberg ergeben sich dadurch spektakuläre und nicht immer voraussehbare Gegenüberstellungen. Diese Form des Dialogs oder auch des gegenseitigen Kommentars erlaubt nicht nur einen umfassenden Einblick in die Gastsammlung in neuem Kontext, sondern eröffnet darüber hinaus auch einen neuen Blick auf die Sammlung Falckenberg als Teil des Ausstellungsprogramms der Deichtorhallen.
Das Berliner Sammlerpaar wurde eingeladen, das Konzept und die Installation der Ausstellung selbst zu gestalten und nach eigenen Vorstellungen auf die räumlichen Gegebenheiten und das Programm der Sammlung Falckenberg einzugehen. Den Schwerpunkt der Ausstellung mit mehr als 60 Arbeiten der Sammlung Haubrok bilden Installationen. Dabei konzentriert sich die Auswahl auf formale, eher zurückhaltende Werke, die schon deshalb einen Kontrast zu den meisten Arbeiten der Sammlung Falckenberg bilden. Die Künstlerliste umfasst bekannte Namen wie Martin Boyce, Carol Bove, Christoph Büchel, Martin Creed, Willem de Rooij, Rodney Graham, Wade Guyton, Cady Noland, Simon Starling, Kelley Walker, Haegue Yang und Heimo Zobernig. Es werden aber auch weniger bekannte Künstler wie Michael Beutler, Tim Lee, Rodney McMillian, Ruben Ochoa, Stephen Prina, Michael Riedel oder Jan Timme vorgestellt.
Die Ausstellung erstreckt sich über drei Etagen der Sammlung Falckenberg in Harburg. Michael Riedel hat für die Ausstellung eine Plakatarbeit entwickelt, die im kommenden Jahr auch in der Sammlung Haubrok in Berlin gezeigt wird. Der Berliner Künstler Michael Beutler hat seine ortsspezifische Arbeit »Copy Graffitty« im Hinblick auf die spezifischen Verhältnisse der Räume in Harburg erweitert. In den Fabriketagen der Sammlung Falckenberg sind außerdem Lichtarbeiten von Cerith Wyn Evans und Olafur Eliasson installiert, es gibt Material-Konvolute von Haegue Yang und Florian Slotawa zu entdecken. Für Rodney Grahams Film »Two Generators« wurde ein Vorführraum eingerichtet.
Der Titel der Ausstellung »No Desaster« geht auf eine lapidare Zeichnung von Georg Herold zurück, ein Künstler, der in beiden Sammlungen vertreten ist. Mit diesem Titel soll gleichzeitig verdeutlicht werden, dass das Zusammentreffen von zwei sehr unterschiedlichen Sammlerauffassungen keinesfalls im Chaos enden muss. Es geht vielmehr um ein Zusammenspiel der konzeptionellen Positionen der Sammlung Haubrok mit den eher provokativen Positionen der Sammlung Falckenberg. Beide Sammlungen verdeutlichen repräsentative Standpunkte der postmodernen Gegenwartskunst.
SAMMLUNG HAUBROK
In den ersten Jahren lag der Schwerpunkt der Sammeltätigkeit von Barbara und Axel Haubrok auf abstrakter minimaler Malerei. Über Arbeiten von Günter Förg, die dann auch Fotografie und Skulptur umfassten, führte der Weg zu Beginn dieses Jahrtausends zur Konzeptkunst, die nunmehr den Schwerpunkt der Sammlung bildet. Heute umfasst die Sammlung Haubrok insgesamt mehr als 750 Arbeiten unter anderem von Martin Boyce, Carol Bove, Martin Creed, Wade Guyton, Georg Herold, Jonathan Monk, Peter Piller, Stephen Prina, Wolfgang Tillmans. Christopher Williams, Haegue Yang und Heimo Zobernig.
2002 wurde die Sammlung Haubrok erstmals im Museum Abteiberg in Mönchengladbach unter dem Titel »no return« präsentiert (Katalog). Im Rahmen des Projektes »Die Kunst zu Sammeln« wurden im Museum KunstPalast in Düsseldorf im Jahr 2007 politische Arbeiten aus der Sammlung gezeigt. Seit 2005 veranstalten Axel und Barbara Haubrok regelmäßig Ausstellungen in Berlin, zuerst in ihrer Wohnung in der Xantener Straße, seit Frühjahr 2007 im eigenen Showroom am Strausberger Platz 19. Dort werden jährlich drei bis vier thematische oder monografische Ausstellungen in enger Zusammenarbeit mit den beteiligten Künstlern durchgeführt. Während in den ersten Jahren ausschließlich Arbeiten der Sammlung gezeigt wurden, umfasst das Ausstellungskonzept seit diesem Jahr auch freie Künstlerprojekte. Diese Ausstellungen sind jeweils am Samstag zu besichtigen sind und sind in dem Katalog »we showed« (argobooks, 2012) dokumentiert.
Einige der wichtigsten Arbeiten der Sammlung u.a. »Das Schlafzimmer« aus dem Haus Ur von Gregor Schneider, der »Brancusi Raum« von Tobias Rehberger, »This is Propaganda« von Tino Sehgal oder der »Hundemassenfang« von Andreas Slominski, wurden 2008 in eine Stiftung eingebracht. Sie sind 2010 der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin, als Dauerleihgabe übergeben worden.